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[AW des Louvre Paris in Kooperation mit der Lucerne Festival Academy UA Lucerne Festival]
Während der Arbeit an dem Stück hatte ich stets die Idee, lieber eine Art musikalischen Rahmen für Mozarts Adagio KV411 zu bauen als diesem Stück meine Musik gegenüberzustellen. Wie es eben in Galerien und Museen üblich ist, Meisterwerke einzurahmen um sie von unserer realen Welt zu trennen, wollte ich es mit Mozarts Klarinettenstück gleich tun. Einiges musikalisches Material aus dem Adagio findet sich in meiner Musik wieder. Ich betrachte dies eher als eine Art klangliches Hinüberschwappen aus der einen musikalischen Sphäre in die andere, da beide Stücke ineinander verwoben sind.
Die zwei Klarinetten und drei Bassetthörner sind eine homogen klingende Gruppe die ich vielmehr als ein Instrument mit fünf mobilen Teilen sehen möchte, und nicht als fünf unabhängige Instrumente. Diese fünf Teile dehnen sich im Raum aus, verteilen sich, mal miteinander, mal gegeneinander, verbinden sich zu Untergruppierungen…aber der unsichtbare Faden, der alle Teile auf magische Weise zusammenhält bleibt unzertrennt.
„Wenn alles funktioniert ist ein Mobile ein Stück Poesie, lustvoll tanzend und voller Überraschungen“ (Alexander Calder)
HÖRPROBE
VORSCHAU / BESTELLEN (Spielpartitur: 15 €, Einzelstimmen auf Anfrage)
[UA Lörrach, Burghof, Frederic Belli, Johannes Fischer]
[AW des Jungen Klangforum Mitte Europa, UA Swednice, Polen, Ltg: Christoph Altstaedt]
„Während der gedanklichen Konzeption zu "Traumspur" für Schlagzeug Solo und großes Orchester erkannte ich bald, dass die so unterschiedlichen und mitunter stark kontrastierenden Facetten des Schlagzeugspiels und die damit verbundenen Klangfarben es mir unmöglich machten, von einer geschlossenen symphonischen Form oder einem traditionellen dreisätzigen Satzmodell auszugehen. Vielmehr schien die Idee reizvoll, verschiedene Fenster für ganz unterschiedliche Klangräume zu öffnen. So entstehen acht, in kurzen Stücken aneinandergereihte Momentaufnahmen, Augenblicke, mal Tutti, mal Solo, oder nur Orchester. Teile überlappen, oder erklingen gleichzeitig, die zunächst scharfen Konturen der kurzen Charakterstücke verschwimmen. Ähnlich einer Traumsequenz folgen die Sätze quasi sprunghaft zunächst eher chaotisch aufeinander. Erst in Nachhinein wird man sich eines großen Bogens bewusst, der interessanter Weise während des Kompositionsprozesses nicht angestrebt war, sondern sich aus dem Stück selbst ergab. Souvenir I-III sind, wie Tagebuchnotizen, von persönlichen Erlebnissen oder Eindrücken inspiriert.
Souvenir I [Rangun] erinnert an die Eindrücke die ich im Herbst 2007 durch die internationalen Medien von den blutigen Unruhen in Burma erhielt. Zu dieser Zeit hielt ich mich gerade in Korea auf und beschäftigte mich, geografisch nicht weit entfernt, mit einem Stück, das neu für mich geschrieben wurde und ein Instrument enthielt, für das ich schon immer eine sonderbare Sympathie hege: burmesische Glocken.
Während also in Fernsehen und Zeitungen die gewaltsamen Bilder aus Rangun gezeigt wurden, hatte ich nun mit einem kleinen Instrument jenes Landes zu tun, das versuchte mit friedlichen Demonstrationen sich aus dem eisernen Griff einer Militärdiktatur zu lösen. So machte ich vier kleine Burmesische Glocken zu den "Protagonisten" des ersten Satzes. Einer Idee oder Utopie folgend, diese zarten Instrumente besäßen die wunderbare Kraft mit ihren intimen Klängen das große Orchestertutti, ja das "Wüten der ganzen Welt" verstummen zu lassen. Die vier Glocken bilden somit auch das harmonische Grundmaterial für das gesamte Werk.
Notturno I entstand in Erinnerung an eine schlaflose Nacht in San Diego, in der mir ein mocking bird (Spottdrossel) durch seinen pausenlosen Gesang unweit meines Fensters keine Ruhe ließ. Ich hörte stundenlang zu und versuchte dem Gesang zu folgen und rhtyhmische oder melodische Muster zu erkennen. Später erfuhr ich, daß die Besonderheit des mocking birds darin liegt, dass er akustische Eindrücke seiner Umgebung kopiert und in seinen Gesang einfließen lässt, beispielsweise auch das Geräusch eines vorbeifahrendes Motorrads oder eines Rasenmähers. In meiner Nachtmusik wollte ich nicht den Gesang der Drossel transkribieren oder stilisieren wir wir es etwa von Olivier Messiaen kennen, sondern versuchte vielmehr die Stimmung in jener Nacht einzufangen und lediglich bestimmte stilistische Archetypen als Grundlage dieser mikrotonal schwebenden Musik zu machen. In einer kleinen Kadenz des Solisten wird die Nähe zum Vogelgesang deutlicher.
Steine / Solitude I [Berceuse] ist im Verhältnis zu den ersten beiden Sätzen eine spielerische, kapriziöse Musik. Der Beiname Berceuse schien mir passend, den der Solist improvisiert (oder spielt im besten kindlichen Sinne) mit Kugestoßpendeln, oder auch Newton's Wiege genannt. Eine kleine Pendelvorrichtung wie wir sie von Büroschreibtischen der 60er Jahre kennen. Der Solist muss diese 3 Pendel ständig am pulsieren halten, während er rhythmische Muster dazufügt. Ein Balanceakt.
Die Schlagzeuger des Orchesters begleiten ihn mit einer Stein-Musik.
Die verspielte Leichtigkeit ist schnell erschöpft und abrupt erfahren wir in Souvenir II die Auswirkungen des zerstörerischen Potentials was jenen Steinen ebenso innewohnt.
In Solitude II (Geträumter Ort) öffnet sich der Raum für eine ganz andere Klangebene: O-Ton Aufnahmen aus dem Nachlaß meiner Schwester, die jahrelang als Journalistin in Afghanistan tätig, dort zusammen mit ihrem Lebensgefährten erschossen wurde, eröffnen im Nachhall des großen Orchestertuttis einen surrealen Klangraum. Im Hintergrund verbirgt sich die ganze Zeit ein Klavierstück aus Schumann's Kinderszenen (Kind beim Einschlummern) in einer fabelhaft unprätentiösen Aufnahme der wunderbaren Clara Haskil, die durch verschiedene elektronische Filterprozesse modifiziert, an Glockengeläut erinnert und nur für einen flüchtigen Augenblick im Original hervorschimmert.
Später in Solitude III wird es formgebend sein für die Aktionen des Solisten, der vom Orchesterapparat gelöst, das Klavierstück innerlich singend mit einzelnen Metallklängen begleitet. Am Schluß verflüchtigen sich die in sich kreisenden Streicherklänge und werden abgelöst von klirrendem Geräusch - vielleicht ein Fenster zur Wirklichkeit.
Satzfolge:
Souvenir I (Rangun) - Souvenir II (Notturno) - Solitude I (Berceuse) - "Steine" - Souvenir III (REM) - Solitude II (Geträumter Ort) - Notturno II/Solitude III
Fischer, 2009/2011
HÖRPROBE
VORSCHAU / BESTELLEN (Partitur: 25 € / Orchestermaterial: 60 €)
[UA 2daysand2nights New Music Festival Odessa, Ukraine]
Dieses Stück untersucht klangliche und rhythmische Energiezustände...ein Drahtseilakt als kammermusikalischer Nervenkitzel.
HÖRPROBE (Soundcloud-link) / VORSCHAU / BESTELLEN (Partitur: 12 €)
[UA Ravensburg, Germany, Trio Belli-Fischer-Rimmer]
Die schöne Tatsache für das eigene Ensemble zu schreiben ermöglichte es mir bei diesem Stück vielmehr noch als sonst mit einer experimentellen Haltung zu begegnen, wissentlich, einige Passagen würden sich während der Probenarbeit gemeinsam entwickeln, im Sinne eines kammermusikalischen Prozesses. Diese Art des Komponierens schien mir auch besonders günstig, da ich einige Entwicklungen zwar strukturell festlegen, aber in ihrer klanglichen Gestaltung der "Gunst der Stunde" auf der Bühne überlassen wollte. Als klar war, dass mein Stück unser Konzert eröffnen sollte, dachte ich über die Funktion von Ouvertüren nach und beschloss, eine Art "tragische" Ouvertüre zu beginnnen, die missglückt und deren eigentliche Funktion ad absurdum geführt wird. Alle Prozesse geraten ins Stocken oder versanden. Das Spielen an Flipperautomaten, die sich ständig, fast chaotisch ändernden Spielabläufe bei ähnlichen Startimpulsen gab den Anstoß für den erratischen, ja kapriziösen Formverlauf. Die Verwendung von Banjo und Mundharmonika im Schlagzeug sind anleihen aus Country, Folk und Blues, in denen alle drei Instrumente gleichfalls zu Hause sind, ebenso eine heimliche Verbeugung vor der verblüffenden Musik des wunderbaren Tom Waits.
HÖRPROBE
VORSCHAU / BESTELLEN (Partitur: 15 €)
[AW für Amaryllis Quartett, UA Hamburg Laeiszhalle]
beschreibungstext ?
HÖRPROBE
VORSCHAU / BESTELLEN (Partitur: 20 €, Einzelstimmen auf Anfrage)
[AW für Leibnitz Trio, UA Göttingen]
Als Auftragswerk für das Leibniztrio enstand dieses ca. 14-minütige Stück während einiger trister Novemberwochen. Der Titel ist Zitat das Rainer Maria Rilkes Gedicht „Herbst“:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Einer Bleistiftzeichnung ähnlich entwickelte sich eine zart tastende Musik von Klangereignis zu Klangereignis, eine durchlässig gewebtes Netz entfaltet sich aus den einzelnen Impulsen und sparsamen Tonhöhen der drei Instrumente. Dabei folgen die Instrumente einer extrem verlangsamten Tonfolge aus „Der Mond ist aufgegangen“. Allmählich gewinnt die Musik an Richtung, beginnt sich spiralförmig zu beschleunigen und entwickelt einen pulsierenden Sog der sich in abschliessender Entladung zerstäubt. Erstmals versuchte ich bei diesem Stück harmonische Komplexe nicht konstruktiv sondern rein intuitiv über das Zusammensuchen einzelner Töne am Klavier zu bilden, ähnlich wie ich als Schlagzeuger etwas Becken oder Triangeln anhand spektraler Eigenschaften für bestimmte Klangmischungen auswähle, wählte ich hier diese langsam abtastende und suchende, durchaus entschleunigende Methode, die zu interessanten Ergebnissen und für mich zu einer neuen harmonischen Sensibilität führte.
HÖRPROBE
VORSCHAU / BESTELLEN (Spielpartitur: 15 €)
[UA Hundisburger Musiksommer, Johannes Fischer]
Die kleine Trommel ist gewissermaßen das Herzstück unseres Instrumentariums und schon lange wollte ich ihr einen gebührenden Platz in meinem Repertoire einräumen. Daraus ist das Stück „Air“ hervorgegangen, bei dem ich versuche, die Trommel nicht nur als reines Rhythmusinstrument in Erscheinung treten zu lassen sondern sie als Klang-und Resonanzkörper, als eine Art Amplifikator für eine ganze Reihe erstaunlicher Klänge zu verwenden. Der Titel bezieht sich einerseits auf den rein physikalischen Vorgang der Tonerzeugung, bei em die Luft zwischen den beiden Fellen der Trommel in Schwingung versetzt wird, ist aber auch eine Referenz an das lateinische „Aria“ das auch mit Lied oder Gesang übersetzt wird. Mein bestreben war es, den Klangkörper meiner Trommel mit unterschiedlichsten Schlägeln und Spieltechniken zum „Singen“ zu bringen.
[AW des Kammermusikfest Lockenhaus, UA Nicolas Altstaedt und Johannes Fischer]
In der griechischen Mythologie ist Argos der vieltäugige Riese der von Hera zur Bewachung der von Zeus umschwärmten Io eingesetzt wird. Dessen hundert Augenpaare sind immer wachsam und schliessen sich nie zur gleichen Zeit. Bei Aischylos lesen wir:
Gespenst, des Argos Riesenbild,
Wehrt ihm! Huh! Entsetzen!
Den Tausendäugigen, meinen Hüter seh ich!
Und er umschleicht mich schon, tückischen Haß im Blick,
Den auch erschlagen nicht der Erde Gruft birgt!
Nein, von den Tiefen aufwärts wider mich Arme steigt er
Und scheucht mich, jagt mich Lechzende fort über den sandigen Strand einsam;
Zu mir herüber trägt der wachsgefügten Rohrflöte Schall
Sein Schlaflied so süß!
Der Sage nach befreit Hermes die Königstochter Io, indem er den gewaltigen Riesen durch das Spiel auf seiner Flöte in den Schlaf singt, um ihm dann den Kopf abzuschlagen.
Im Zeitalter des Internets, Google Earth, GPS und Big Data, haben wir uns einen neuen Argos geschaffen. Satellitenbilder können nahezu jeden Winkel unseres Planeten scannen, der pazifische Ozean ist mikrophoniert, um U-Boote zu orten, Überwachungskameras verändern das Stadtbild, Informationen sind im Internet sofort und jederorts abzurufen. Das Geschäft mit Daten und Informationen brummt gewaltig, ein befreundeter Soziologe erzählte mir neulich, wie verblüffend einfach es sei, statistische Daten über die Bewohner eines beliebigen Hauses z.B. in Hamburg zu erhalten.
Mit "Big Data" werden die riesigen Datenmengen beschrieben, die täglich völlig beliebig gesammelt werden und aus dessen Reservoirs statistische Profile und Muster berechnet werden können.
Der einzelne ist übersättigt mit Informationen und Daten, sieht sich konfrontiert mit einer unendlichen Fülle an Bildern, Texten, Informationen.
Meine Musik also, zunächst angefüllt mit überbordender Informationsdichte, eine Art collagiertes Perpetuum Mobile fängt allmählich an, in ihrer eigenen Struktur zu "ersticken", sie dünnt sich nach und nach aus, was ihr bleibt, ist die Introversion, Narkose.
HÖRPROBE (Soundcloud-link) / VORSCHAU (als PDF) / BESTELLEN (Spielpartitur: 12 €)
[UA Achern, Trio Belli-Fischer-Rimmer]
HÖRPROBE
[AW des Bayerischen Rundfunks, UA ARD Wettbewerb Sept. 2014]
„Wolkenstudie“ ist inspiriert von kleinen Skizzen die ich vor einigen Jahren auf einer Ausstellung mit Werken von William Turner entdeckte und die mich sofort faszinierten. Diese kleinen Fragmente (cloud studys) auf einfachem weißen Papier zeigen einen sehr minimalistischen und transparenten Einsatz von Farbe und Pinsel. Ihnen wohnt eine ganz besondere spontane und fragile Schönheit inne. Ungeachtet jener Zerbrechlichkeit und Durchlässigkeit zeigen jene Wolken-Skizzen durchaus auch ein dunkle und fast bedrohliche Seite. In seinen größeren Gemälden haben die Wolken oft sensationelle Eigenschaften das Licht zu reflektieren, sind dynamisch, mal dunkel, mal vernebelt oder zieren einen klaren Himmel. Ich versuchte die Virtuosität und Sensibilität von Turners Pinselstrichen in die Finger, Hände, Arme und Schlägel des spielenden Schlagzeugers zu übertragen. Ich ermuntere jeden Interpreten, ein größtmögliches Spektrum an Farbigkeit und Expressivität bei der Auswahl seiner Instrumente auszuloten. Zwar ist die Instrumentation sehr spezifisch, so lässt sie doch experimentellen Spielraum und es müssen sehr persönliche Überlegungen angestellt werden.
Das Stück strukturiert sich in vier Tableaus die alle ohne Unterbrechung attacca gespielt werden und lediglich Stationen eines großen Formverlaufs darstellen:
grey on white - green to blue - dark - red to faint orange
Wolkenstudie ist entstanden als Kompositionsauftrag des Bayerischen Rundfunk für den 63. Internationalen Musikwetbewerb der ARD in München.
VORSCHAU / BESTELLEN (Spielpartitur: 12 €)
[info fehlt]
Die Bearbeitung einiger ausgewählter Klavierstücke von Erik Satie für Streichquartett war schon seit einigen Jahren auf meiner Wunschliste für neue Stücke und ich freue mich dass sich nun in Heidelberg die Möglichkeit ergibt, dies mit dem fantastischen Armida Quartett zu realisieren. Von Anfang an wollte ich die Satie-Stücke einbetten in einen von mir komponierten musikalischen Rahmen aus kleinen Vor-und Zwischenspielen, sodass aus der Sammlung einzelner kurzer Charakterstücke eine zusammenhängende Suite ensteht. Dabei löste ich aus den Klavierstücken musikalisches Material heraus, das als Substanz für meine eigenen Miniaturen diente. Ich begann, mit einfachsten Motiven quasi in Gedanken als Streichquartett zu improvisieren, sehr spielerisch verschiedene Möglichkeiten und Klangfarben zu erforschen. So entstand die wesentliche kompositorische Arbeit nicht am Schreibtisch, sondern eher als Gedankenspiele im Kopf, meist auf Reisen. Kleine, intime und flüchtige Skizzen, rasche Zeichnungen die auf sehr verspielte Art und Weise Saties Stücke reflektieren, sezieren, kommentieren oder einfach ausdehnen, erweitern. Die Grenzen zwischen meinen eigenen Klängen und den bearbeiteten Stücken sind meist verschwommen, also ein zarter Annäherungsversuch und eine demütige Verbeugung vor der besonderen Musik dieses eigenartigen und fantastischen Künstlers.
Ausgehend von der Anekdote, Satie habe seine meisten Ideen bei morgendlichen Spaziergängen auf dem Heimweg von Paris nach Arcueil skizziert, wünschte ich mir im Titel also einen solchen morgendlichen Spaziergang gemeinsam mit dem Meister.
HÖRPROBE
VORSCHAU / BESTELLEN (Partitur: 15 €, Partitur und Stimmen: 20 €)
[UA Konzerthaus Wien, eardrum percussion duo]
beschreibungstext ?
HÖRPROBE
[AW Heidelberger Frühling, UA Sarah Maria Sun und Johannes Fischer]
Das Stück wurde vom Heidelberger Frühlings als als Teil einer neuen Serie von Werken für Stimme und Schlagzeug beauftragt. Eine neue Sammlung von Werken die sich mit der in Heidelberg beheimateten Wunderhorn-Sammlung, einer Sammlung von zusammengetragenen volkstümlichen Liedtexten und Gedichten von Clemens Brentano und Achim von Arnim.
Meine Musik verzichtet auf eine Textgrundlage aus der Sammlung und verwendet ein Textfragment aus Paul Austers Roman „Stadt aus Glas“:
„Each time he took a walk, he felt as though he were leaving himself behind, and by giving himself up to the movement of the streets, by reducing himself to a seeing eye, he was able to escape the obligation to think, and this, more than anything else, brought him a measure of peace, a salutary emptiness within…By wandering aimlessly, all places became equal and it no longer mattered where he was. On his best walks he was able to feel that he was nowhere. And this, finally was all he ever asked of things: to be nowhere.“
Das Stück wirft den Zuhörer direkt in einen aufbrausenden Klangstrudel aus Tonaufnahmen von Stadtklängen aus dem New York der achtziger Jahre, die Zeit also in der Austern Text entstand. Der Sopran schraubt sich sirenenhaft in die Höhe und wird von impulsiven und unnachgiebigen Rhythmen des Schlagzeugs vorangetrieben. Nach und nach vernebeln sich die einzelnen Klangschichten und mischen sich in einem ozeanischen, atmenden Rauschen das sich beruhigt und zum Stillstand kommt. Mit verschiedenen Glockenklängen, Blumentöpfen und Metallrohren intoniert der Schlagzeuger melodische Fragmente aus „Guten Abend, gute Nacht“, einem Lied der Wunderhorn-Sammlung, und kreiert einen rhythmisch-melodischen Grund über dem der Sopran summend zu improvisieren beginnt. Organisch entwickelt sich ganz langsam ein stetig variierender langsamer Drum`n`Bass-Groove der die leise und fast flüsternd vorgetragenen Textpassagen transportiert bevor das Stück in meditativer Ruhe stehen bleibt und verstummt.
HÖRPROBE (Soundcloud-link) / VORSCHAU / BESTELLEN (Spielpartitur: 12 €)
[AW Ensemble musikFabrik, UA musikFabrik Köln, Hannah Weirich und Dirk Rothbrust]
Ballroom, Lee Plaza Hotel (the ruins of Detroit) für Violine mit Delaygerät, Electric Toy Piano, E-Gitarre, Steine, Trommel und Kasettenspieler ist inspiriert von der gleichnamigen Fotografie des Fotografenduos Yves Marchand und Romain Meffre. Sie portraitieren in diesem Band verlassene Fabrikgebäude und Grand Hotels im Detroit der Gegenwart, einst blühende Wiege der amerikanischen Automobilindustrie und boomende industrielle Produktionsstätte. Heute sind die Tage des wirtschaftlichen Wachstums und der dekadenten Opulenz gezählt; leere Ruinen,verlassene Straßenzüge wie Geisterstätte bleiben zurück und erinnern nostalgisch an jene verschwenderische, dem Fortschrittsglauben unterworfene Zeit, ein berückend-trauriges Mahnmal unserer jüngeren Zivilisationsgeschichte. Meine Musik reagiert also auf die starke emotionale Wirkung und Kraft dieser Bilder, entwirft ein klanggewordenes Gefühl, dass sich in langsamem Zeitraum behutsam entfaltet. Sich selbst unter die Lupe nehmend werden melodische Fragmente in der Violine abgetastet, musikalische Artefakte, die Walzerfigur eines geliebten Großmeisters blitzen auf, eine schemenhafte, auf wenige Tonhöhen reduzierte Tanzmusik hebt an.
Am Ende ein durch die klanglichen und mechanischen Unzulänglichkeiten eines alten Kasettenspielers verzerrt wiedergegebenes Textzitat aus Jim Jarmusch's wunderbaren Film "Only Lovers left alive".
AUDIO (zu kaufen) / VORSCHAU / BESTELLEN (Spielpartitur: 12 €)
[AW Third Coast Percussion, UA Notre Dame University, Third Coast Percussion]
Diese Werk fokussiert sein Aufmerksamkeit auf ein wesentliches Element das Aufführende und Publikum während eines Konzertes verbindet: das Hören.
Ich versuchte hier, eine Umgebung zu schaffen, in der es möglich würde, Musik zu hören ähnlich wie man Klängen eines Regenschauers, eines Baches, eines Waldes, des Windes oder des Ozeans lauscht. Wie die Oberfläche eines jeden Ozeans ja lediglich eine Ansammlung unzähliger kleinster Wasserpartikel ist, verhält es sich mit dem Trommelwirbel gleich: die Utopie eines stehenden, gehaltenen Klang zu erzeugen, der technisch gesehen aus einer minutiös kontrollierten Vielzahl aus einzelnen Impulsen beider Schlägel besteht.
Der Wirbel ist also der Ausgangspunkt meines Stückes. Es untersucht unterschiedliche klangliche Subtilitäten, die wenn mikrophoniert, Klänge entfalten, die wir von einem so gewöhnlichen Instrumentarium wie Pauke, große Trommel und Becken erwarten. Obwohl die Spieldynamik der Ausführenden während des gesamten Stückes sehr leise sind, entsteht durch die quasi mikroskopische Verstärkung ein substantieller Klangstrom, der sich im Raum ausbreitet und atmet.
Zwar gibt es Tempo und Puls, allerdings lenkt das Stück unsere Aufmerksamkeit mehr auf die Formen und Plastizität der Klangprozesse und ihre kontinuierliche Verwandlungen.
Die große Trommel im Zentrum des Aufbaus funktioniert einzig als großer Lautsprecher in den durch einen Transducer extrem leise Beckenklänge gefiltert wiedergegeben werden. Diese tiefen Frequenzen versetzen das Trommelfell in komplexe Schwingungen die durch kleine mit-vibrierende, sirrende Gegenstände, die vorsichtig auf dem Fell positioniert werden, abgetastet werden und sich in klanglichen Geräuschflächen manifestieren.
Obwohl keine theatralische Dramaturgie angestrebt ist, erweckt die Architektur des Aufbaus, die Bewegungen der Spieler zwischen den Klangkörpern und einige Spielgesten vielleicht Assozationen an ein merkwürdiges archaisches Ritual. Ich selber ziehe es vor, mir eine Art Laborsituation vorzustellen.
Wie mit aller Musik, die ich schriftlich fixiere habe ich einen unerschütterlichen Glauben an die spontanen und kreativen Kräfte sowie die körperliche Präsenz der Ausführenden auf der Bühne und so konnte ich meine Klänge bestens Gewissens in die Hände des wunderbaren Schlagzeugquartetts Third Coast Percussion geben, da sie es vermögen, meine Ideen in etwas magisches zu verwandeln.
Mein Stück entstand als Auftragsarbeit für Third Coast Percussion und ist den vier Schlagzeugern herzlichst gewidmet.
HÖRPROBE (YouTube) / VORSCHAU (als PDF) / BESTELLEN (Spielpartitur: 10 €)
[AW des BBC 3 und der Royal Philharmonic Society, UA Leeds, Armida Quartett]
Nachdem ich bereits bei „promenade matinale avec Satie)“ mit dem Armada Quartett zusammenarbeiten durfte und um ihre superben Qualitäten bescheid wusste, war ich she glücklich als BBC 3 und die Royal Philharmonic Society an mich herantraten mit der Bitte, ein neues, kurzes Quartett für Armada zu schreiben. Ich habe es schon immer gemocht, zu wissen für wen man ein neues Stück entwirft, da dies meist einen großen Einfluss auf das Resultat hat. Da ich zuvor an einigen sehr leisen und melancholischen Stücken gearbeitet hatte wollte ich hier einen sehr deutlichen Kontrast setzen mit einer lebendigen und energetischen Musik. Als Schlagzeuger liegenmeine musikalischen Wurzeln eher in der Geräuschmusik und experimentellen Klängen sowie logischerweise Puls und Rhythmus. Also wollte ich dem Quartett ein kleines „Souvenir“ aus meiner Welt mitgeben: kleine Vogelpfeifen, die das Tschilpen von Spatzen imitieren. Der Titel „canons and sparrows“ ergab sich also als Wortspiel aus einer Kombination der Redewendung „mit Kanonen auf Spatzen schiessen“ und dem Wunsch des Quartetts einen Bezug zum Bach’s Kunst der Fuge zu finden. Während des Anfangs dominiert das rhythmisch pulsierende Zwitschern der Pfeifen und mündet in einem schnellen und sehr energetischen Teil mit rhythmischen und kanonischem Drive. Allmählich verliert die Musik ihre Anfangsenergie und mündet in statische, harmonische Felder bevor sich überraschend eine wundersame Hintertür zu einem der faszinierenden Kanons aus der Kunst der Fuge öffnet. Da während des Komponierens ständig der Klang zwitschernder und plappernder Spatzen in meinem Kopf herumspukte verwandelte sich das gesamte Stück in ein verspielt-verschmitztes und prickelndes Capriccio.
HÖRPROBE
/ VORSCHAU / BESTELLEN (Partitur: 15 €, Partitur + Stimmen: 20 €)
[UA Edinburgh, Scottish Ensemble und Johannes Fischer]
Telemanns berühmt berüchtigte Tafelmusik wurde gerne etwas despektierlich als Begleitmusik für höfische Feierlichkeiten angesehen. Lange wurde sie stigmatisiert als niedere 'Gebrauchsmusik' obwohl sich Musikwissentschaftler alle Mühe gaben, die inspirierenden Qualitäten, Erfindungsgeist und Originalitä dieser herrlichen Musik hervorzuheben.
Mit dem Wunsch, dem Scottish Ensemble für unsere gemeinsame Tournee etwas aus meiner Heimta, Hamburg, mitzubringen entstand die Idee die erste Orchestersuite aus Telemanns Tafelmusk als Ausgangspunkt für eine Rekomposition zu nehmen, also mit dem bereits existierenden Telemannschen Material wie in einem Steinbruch neu zu arbeiten. Als Referenz zu oben erwähntem Klischee der fürstlichen Tafelfreuden entwarf ich einen Klang-Tisch den ich als Solist bespiele. Dieser Tisch dient vielen kleinen Objekten und Instrumenten als Spielfläche. Er ist mit Kontaktmikrophonen verstärkt und diese amplifizierten Klänge suggerieren eine Art künstliche Realität die sich in einem Wechselspiel mal kontrastierend, mal verschmelzend zu dem 'historischen' akustischen Klang der Streicher und des Cembalos verhält.
Ein weiteres Bedürfnis, dem während der Arbeit an dem Stück viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde, war die spontane Interaktion zwischen Ensemble und Solist, sowie innerhalb des Ensembles. Während weite Strecken des Stücks präzise notiert sind, gibt es ebenso Momente, die Raum für Improvisation und Überraschendes bieten, wodurch ein lebendiger Dialog zwischen den musikalischen Partnern entstehen kann.
Ich verwendete einige Schnipsel und Ideen der originalen Tafelmusik als Samples, um sie in eine völlig neues musikalisches Umfeld zu platzieren. Gleichzeitig war das Telemansche Original und insbesondere seine inspirierenden Rhythmen Grundlage für Wechselwirkungen mit ganz anderen, zeitgenössischeren Musiksprachen wie etwa drum'n bass, Jazz oder experimental electronica. Das Stück ist also eine Lesart des Originals aus zeitgenössischer Perspektive dass insbesondere mit überraschenden Verbindungen und Gemeinsamkeiten eine Brücke über die Epochen, Stilrichtungen und musikalischen Moden spannt.
Nicht zuletzt ist es ein sehr persönlicher Zugang zu Telemanns Original und ich bin super glücklich, dass das Scottish Ensemble bereit war, sich auf meine Partitur einzulassen und ihr auf unserer gemeinsam Tournee im März 2017 auf so wundervolle und kreative Weise Leben einhauchte!
VIDEOS
Baroque underground - Tafelmusik with a twist (auf der BBC-Seite)
Music for electrified table and strings - a dining experience with Telemann (auf Facebook)
VORSCHAU / BESTELLEN (Partitur: 20 €, Partitur + Stimmen: 25 €)
[UA Hitzacker, Johannes Fischer]
Der Titel des Stückes bezieht sich auf die virtuos-schillernde Orchesterfanfare des amerikanischen Komponisten John Adams, "A short ride in a fast machine". Eines der erfolgreichsten und meistaufgeführtesten Werke der letzten 25 Jahre. Um die Balance des Universums wieder herzustellen, war mein Plan, eine Art Anti-Held zu entwickeln, mit einfachen, wenigen Instrumenten. Das Stück ist meinem ersten Auto, einem schwarzen Suzuki Swift Baujahr 1983 gewidmet, der auf den Namen "Fury" hörte und den ich damals von einem Komilitonen für kleines Geld erwarb.
Ganz im Gegenteil zu seinem Namenspatron, steckte dieses Auto voller Überraschungen und Tücken und erforderte gelegentliches Improvisationsvermögen und viel Geduld.
Die Instrumentation ist also einfach gehalten und basiert im Wesentlichen auf einer kleinen Piccolo-Snare Drum und einem Benzinkanister aus Plastik. Beide Klangkörper sind mikrophoniert und man kann quasi ihr Innenleben hören, wodurch unter zu Hilfenahme von allerlei experimentellen Spielwerkzeugen, sowie einem einfachen Gitarren-Effektgerät allerlei Verblüffendes erklingt. Es rappelt, quietscht, ächzt und keucht und kommt nur schleppend in die Gänge.
Das Stück ist als eine Art work-in-progress angelegt und in einem nächsten Arbeitsschritt ist geplant, die Instrumentation mit einem Toypiano sowie einigen fussbetriebenen Orgelpfeifen zu erweitern.
[UA Leonie Klein]
In drei kurzen Studien werden um das Vibraphon herum Klänge mit ähnlichen Tonhöhen aber anderen Klangeigenschaften versammelt. Wie bei einem Sampler werden bestimmten Tasten des Instruments neue Klänge zugeordnet oder addiert. Die musikalischen Ideen speisen sich aus kleinen Samples, die miteinander in einen Dialog treten und so musikalische Form entwickeln. Mithilfe einer Loopststation werden im dritten Stück verschiedene klangliche und rhythmische Schichten übereinandergelegt und miteinander verzahnt.
HÖRPROBE
auf Spotify
[UA Kopenhagen Percussion Pulse Festival, Johannes Fischer]
Dieses Stück ist ein Spin-off meiner „Music for electrified table and strings“ und spielt mit den dort gefundenen Klängen in einem solistischen Kontext.
[UA Kopenhagen Percussion Pulse Festival, Lübecker Schlagzeugensemble]
Dieses kleine Quartett für vier kleine Trommeln und Accessoires wirft Licht auf ein kleines, oft unbeachtetes Instrument unserer unendlichen Kollektion: den Waldteufel. In rhythmisch verschachtelnden Patterns werden seine knarzenden Geräusche im Ensemble verschraubt. Im letzten Drittel erklingt verzerrt ein kurzes Zitat aus Tom Waits: I beg you pardon durch die Membran der Trommel gesungen und chorisch auf das Ensemble verteilt.
[UA Celle, Bas Böttcher, Kuss Quartett, Johannes Fischer]
Die Verbindung von Slam Poetry, Streichquartett und Schlagzeug war eine gleichermaßen reizvolle wie knifflige Aufgabenstellung.
Schon zu Beginn des Arbeitsprozesses zeichnete sich ab dass der Text eine ganz eigene zeitliche Ebene bleibt und alle musikalischen Elemente sich auf diese Textstruktur mal freier mal konkreter beziehen. Gleichzeitig wollte ich diese musikalischen Elemente nicht als bloße Untermalung des Textes verstehen, sondern behandelte beide Materialien zunächst komplett unabhängig voneinander.
Ich schickte also eine Vorlage an den Slam-Poeten Bas Böttcher, bestehend aus wild zusammengeschnittenen und neu kombinierten Textfragmenten aus Werbetexten und Duftexpertisen verschiedener Parfüm-Hersteller. Darauf basierend entwarf Bas einen sehr originellen vielschichtigen Text, der seinem Sprachstil und seinem Groove entspricht, sich aber aus den vorgeschlagenen Inhalten speist. Ich wollte unbedingt dass Bas seinen eigenen und sehr persönlichen Stil einbringt und ihn nicht lediglich als Sprecher für „meinen Text“ verwenden, denn damit wäre seine Rolle innerhalb des Stückes viel zu harmlos geworden. Auch das Streichquartett wollte ich in kein strenges Korsett zwingen sondern versuchte einen kompositorischen Rahmen zu finden der allen Beteiligten Luft zum Atmen und zur Entfaltung lässt, um vielmehr das bestehende Potenzial der gesamten Gruppe für eine gemeinsame musikalische Idee zu nutzen und nicht durch eine kleingliedrige Partitur auszubremsen.
So entstand die Idee, der Textebene fünf gleichwertige Solostimmen gegenüberzustellen, die in ihrer strukturellen Anordnung durch Stichwörter aus dem Text gestartet werden. Diese fünf solistischen Module sind in metrischer und rhythmischer Struktur komplett unabhängig voneinander, gleichzeitig speisen sie sich aus einer gemeinsamem musikalischen Substanz. Ähnlich einem Duft, der keine feste Form hat, man kann ihn nicht schneiden oder portionieren, sind diese einzelnen Stimmen wie Partikel desselben Stoffes, frei beweglich aber Teile der gleichen harmonischen DNA. Die Form des Stückes atmet also und es entsteht mit jeder Aufführung immer wieder neu und ähnlich anders. Als versteckte Botschaft mäandert ein kurzes Themenfragment aus Debussys „Les sons et les parfums tournent dans l'air du soir“ durch die Stimmen des Quartetts, eine heimliche Verneigung vor dem Großmeister und seiner wunderbar duftenden Harmonik. Die Schlagzeugklänge treten zunächst hintergründig als farbliche Nuancierung der Streicherklänge auf und beginnen allmählich rhythmische Zellen des Textes aufzugreifen und pulsierend zu verwandeln. Nach und nach fächern sich die percussiven Einzelimpulse zu funkelnden Arpeggien auf und öffnen das Stück für eine Coda in der alle Kräfte gewissermaßen zusammenfließen, die einzelnen Stimmen werden zu einem gemeinsam Puls gebündelt.
Man kann sich den Formverlauf des Stückes bildlich in etwa vorstellen wie das Zerstäuben eines Dufts durch ein Flacon, in Zeitlupe gefilmt und rückwärts abgespielt.
Das Stück entstand als Auftragswerk des Kuss Quartetts, ist diesem und Bas Böttcher in herzlicher Dankbarkeit gewidmet und wurde durch Musik21 Niedersachsen ermöglicht.
HÖRPROBE
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[UA Goslar Bergwerk Rammelsberg, Johannes Fischer]
Diese kurze Stück entstand für eine Performance im Bergwerk Rammelsberg in Goslar. Die archaischen Metallkänge des Ölfasses und des gedämpften Tamtams bieten die Grundlage für schleppende Grooves und geräuschvolle Texturen.
[UA Duisburger Philharmoniker, Ltg. Johannes Fischer]
Bevor mich vor einigen Jahren mein wunderbarer Schlagzeugkollege Matthias Kaul mit dem lapidaren Hinweis, es sei wohl die beste Rockband die er je gehört habe, auf die Gentle Giants aufmerksam machte, war mir die Gruppe völlig unbekannt gewesen. Auf Matthias‘ Tipp hin tauchte ich also ein in eine Welt hemmungsloser musikalischer Fantasie. Die originelle Kreativität mit der die drei schottischen Brüder Phil, Derek und Ray Shulman und ihre Bandkollegen zu Gange sind ist wirklich überwältigend. Ihre Musik ist wie eine psychodelische Achterbahnfahrt zwischen komplexester Kontrapunktik im Stil der Renaissance und frühen Vokalpolyphonie, kubistischen Motiv-Collagen und abrupten metrischen Modulationen, paraphrasierten Hymnen und Marschmusik, mittelalterlichen Tänzen und solidem Rock-Groove.
Dieses stilistische Kuriositäten-Kabinett wird dargeboten auf unzähligen Instru- menten, die den normativen Rocksound von E-Gitarren, Bass, Synthesizer und Schlagzeug erweitern: Streichinstrumente, Blockflöten, Vibra- und Xylophon, Pauken, allerlei Percussions-Instrumente. Die anarchische Spielfreude quer durch alle Stile und Texturen wird hier mit einer Leichtigkeit zelebriert, die mich immer wieder in blankes Staunen versetzt. In meiner Gentle Giant Juke Box spiele ich mit Materialschnipseln aus verschiedenen Songs der Gruppe, mit Lieblingspassagen, aus denen ich meine eigene Musik entwickele. Sie bilden die Keimzellen für musikalische Prozesse in denen ich versuche eine kohärenten Bandsound für das gemischte Ensemble zu entwickeln. Dabei wird der Sampler so ins rein akustische Ensemble eingebettet, dass die Ebenen zwischen Original und Fälschung verschmelzen.
Matthias Kaul verstarb unerwartet im Juli 2020. Ihm ist das Stück herzlichst gewidmet.
[UA Höxter, Trio Belli-Fischer-Rimmer]
Diese Stück, entstanden als Auftragswerk des Festivals „Wege durch das Land“ und ist eine Persiflage auf die Oberkrainer. Aus den jeweils ersten Sekunden von 16 Lieder der Original Oberkrainer unter Slavko Avsenik wird ein ganz neuer musikalischer Kontext gebaut zwischen Alpenidyll und Abgrund. Sampler und Instrumentalklänge gehen dabei nahtlos ineinander über, tieftransponierte Jodler klingen plötzlich wie dunkler Obertongesang.
[UA Trio Gaspard]
Mein kleines Stück für das Trio Gaspard treibt die geradezu provokante Wiederholung des Ritornells im Andante des Trio Hob. XV:7 von Joseph Haydn gewissermaßen auf die Spitze. Beim Hören des Originals war ich verblüfft, wie kaltschnäuzig und radikal stur Meister Haydn mit bestem Humor das einfache Akkordschema ein ums andere Mal wiederholen lässt, ohne auch nur die geringsten Anstalten zu machen, abgesehen von regionalen Verzierungen und einfachem Variationswerk, das Material an sich kompositorisch weiterzuentwickeln. Mein one bar wonder nimmt sich also ersten Sekunden dieses Satzes vor und lässt ihn in einer Art Endlosschleife wiederkehren. Nach und nach verändert sich das Material, driftet das geloopte Sample immer mehr vom Original weg, bis nur noch ein Zerrbild dessen übrig bleibt. Je nach dramaturgischer Disposition lässt sich das Werk in zwei Richtungen spielen, weg vom Original oder wieder zum Original zurück. Stets hatte ich während des Schreibens die ansteckende und inspirierende Musizierfreude des Trio Gaspards vor Augen, was augenzwinkernd Niederschlag in der Partitur gefunden hat.
HÖRPROBE
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[UA Lübeck, Jörg Linowitzki und Johannes Fischer]
22 extrem kurze Stücke zwischen einer und zehn Sekunden verbinden sich zu einem skurilen kaleidoskopartigen Parcour mit verschiedensten musikalischen Ideen. Jedes Stück passt auf eine Postkarte und die Reihenfolge kann bei jeder Aufführung neu festgelegt werden. Das Stück ist meinem lieben Kollegen und Freund Rico Gubler herzlichst gewidmet.